Heike Piehler

Die spezifische Art und Weise, wie der Fotograf Joachim Rohfleisch seine Motive wahrnimmt, beschreibt er als erlebtes Sehen, die Betrachtung wird zur unmittelbaren Seinserfahrung;“ Ich möchte die Faktizität (das nackte bloße“ So-Sein“) der Materialien für sich sprechen lassen. Mich fasziniert die Textur der Dinge als Ausdruck eines prozessualen Charakters der Naturgesetzlichkeiten, als alles miteinander verbindender universaler Code des Lebens.“
Im Laufe seiner kontemplativen Betrachtung erreicht er eine Ebene der nicht- begriff-lichen Bewusstheit („Nimm den Gegenstand so wahr, als hättest du ihn nie zuvor gesehen …. und lasse dich von ihm durchdringen.“)
„Nur noch ganz Auge“ bedeutet das Motiv nicht als Ding anzusehen und als solches zu bezeichnen ( als „Boot“, „Fenster“ usw.), aufzuhören die Welt in Begriffen abzuhandeln, also das nur nutzbringende Sehen auszuschalten, um den Blick freizumachen für die evokative Qualität des Materials und des jeweils exakt gewählten Ausschnittes und letztlich das Motiv in seiner komplexen Verdichtung als abstraktes Werk wahrzunehmen.
Dazu gehört vor allem ein genaues und intensives Hinsehen, das sich bei Joachim Rohfleisch an sogenannten unscheinbaren Phänomenen des Alltags entzünden kann. Diese kontemplative Sicht erzeugt überraschende und faszinierende Seherfahrungen ganz alltäglicher Dinge- die Kreation neuartiger Bildwelten aus unscheinbarem Material.

Heike Piehler
Kunsthistorikerin